Unternehmensberatung: CHINA SPEZIAL Teil 1
Voraussetzungen für Erfolg in China
Nanjing Hunan Lu
In Europa und den USA findet man viele Vorurteile über China, die sich, wenn man längere Zeit im Land gelebt und gearbeitet hat (und in meinem Fall waren das über sieben Jahre), als großteils falsch herausstellen.
In diesem "China Spezial" will ich einige dieser Themen beleuchten, die für Wirtschaftstreibende aus Europa bei ihren Aktivitäten in China zu einer verhängnisvollen Falle oder zu einer Ursache von Schwierigkeiten und Problemen werden können.
Im ersten Teil über Standortwahl, die Dynamik der Wirtschaft und Personalrekrutierung.
Standortwahl
Es beginnt in den meisten Fällen schon mit der Standortwahl der wirtschaftlichen Aktivität in China. China wird zu leichtfertig als EIN Land gesehen, (das es zwar politisch ist und sein will), aber letztendlich ist China eher mit Europa oder den USA als Kontinent zu vergleichen. Und wer käme auf die Idee, die wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa zwischen Schweden und Italien, zwischen Irland und Rumänien, zwischen Österreich und Frankreich als "gleich" sehen zu wollen.
Die Unterschiede in den 33 Provinzen Chinas von Xinjiang im Nordwesten bis Liaoning im Norosten zu Guangdong im Süden oder Sichuan im Südwesten bzw. in den Städten Beijing oder Shanghai sind verschiedenartig wie die Situationen in Ländern Eurpas; was die Menschen, die Wirtschaftsbedingungen, ja sogar die Sprache betrifft.
Unverständlich ist, dass weiterhin die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten in Beijing oder Shanghai gestartet werden, obwohl eine sorgfältige Standtortanalyse in vielen Fällen ein klares Ergebnis zugunsten anderer Regionen und Städte liefern würde. Und wenn es in manchen Städten in manchen Branchen bis zu 30% Personalfluktuation gibt, kann es gefährlich sein, gerade dorthin zu gehen.
Unvollständige oder falsche Standortanalysen führen dann zu vielen Kostennachteilen und das Unternehmen kann so einfach nicht mehr verlegt werden. Ich habe Beispiele gesehen, wo z.B. ein großes Unternehmen aus Österreich entgegen meinem Rat nach Shenzhen gegangen ist, obwohl zu diesem Zeitpunkt sich bereits bestimmte lohnkostenintensive Industrien aus der Provinz wegbewegt haben. Das Ergebnis und das Scheitern war dementsprechend fatal.
Wenn Sie Fragen zur Standortwahl haben, beraten wir Sie diesbezüglich gerne. - Wir nutzen dazu ein Verfahren mit ca. 40 Parametern und unsere Erfahrung vor Ort.
Dynamik der Wirtschaft
Nanjing Hauptbahnhof
Nanjing, Jiangsu (CHINA) 8/2010
Wenngleich die Dynamik der Wirtschaft in China unbestritten faszinierend ist, sieht man sich nicht nur 1,3 Milliarden Konsumenten/Kunden gegenüber sondern einer ebenso faszienierend 'dynamischen' Anzahl von Mitbewerbern. Viele Unternehmen, die in China neu tätig werden unterschätzen diese lokale Konkurrenz deutlich.
Eine Studie der Amerikanischen Handelskammer in China 2009 zeigte auf, dass nur ca. 40% der US-gegründeten Unternehmen in China jemals die Gewinnzone erreichen.
Auch nach dem Beitritt Chinas zur WTO gibt es nach wie vor sehr subtile Schutzmechanismen für die lokalen Wettbewerber. Im Positionspapier der Europäischen Union wird das alljährlich aufgezeigt und auch quanitifiziert und mit der Regierung in China verhandelt. (Laut "EU Positionspapier CHINA 2009/2010" betrug der daraus entstandene Schaden für die europäische Wirtschaft ca. 21 Mrd. Euro. siehe dort a.a.O. S.8)
Dazu kommt noch, dass die Dynamik in einigen Regionen aufgrund der Preissteigerungen in China (für einzelne Produkte bis zu 50% und mehr im Jahr, besonders bei Wohnungen) eine entsprechende 'Dynamik' auch bei Löhnen und Gehältern nach sich ziehen. (Zweistellige Lohn/Gehaltssteigerungen sind keine Seltenheit, und wenn das eben nicht im Business Plan steht....)
Wenn Sie Fragen zu diesen Themen haben, beraten wir Sie diesbezüglich gerne. - Wir nutzen dazu unser Netzwerk und unsere Erfahrung vor Ort.
Personalrekrutierung
Job Messe in Hangzhou, März 2005
Besonders für die arbeitsintensiven Industrien ist gut ausgebildetes und ausreichend verfügbares Personal ein Schlüsselfaktor für den Ergfolg. China bietet diesbezüglich wirklich erstaunlich viel. Die Anzahl der Universitätsabsolventen ist immens hoch und auch die Ausbildungsqualität der neu auf den Arbeitsmarkt drängenden Menschen ist zum Teil sehr gut. Unangenehm ist, dass nur etwa 10% der Absolventen in eine westliche Firma wollen und nur etwa 10% der Absolventen für eine westliche Firma überhaupt geeignet sind. (siehe Konferenzbeiträge "Winning the War for Talents, Shanghai 2009, im Downloadbereich)
Dennoch ist die Rekrutierung von Personal kein Kinderspiel. Einerseits gibt es doch einige Sprachbarrieren zu überwinden, andererseits gibt es auch in diesem Bereich des Marktes sehr subtile Methoden, einen zum Sieger zu machen. Die (regionale) Mobilität chinesischer Mitarbeiter ist erstaunlich hoch. Es kommt nicht selten vor, dass jemand im Norden Chinas von einem Job im Süden erfährt und binnen 1-2 Tagen 2000 km zu einem Vorstellungsgespräch anreist. (In Europa schwer vorstellbar.) Bei einer typischen Job Messe, wie der abgebildeten in Hangzhou buhlen sich dann schon mal 5000 Firmen um 50.000 Studenten. Zudem ist es auch aus verschiedenen Gründen erforderlich die Rekrutierung nicht nur lokal durchzuführen, sondern in 5 - 10 größeren Städten.
Schwierig sind aber einige andere Faktoren, die zum Ergebnis haben, dass für einen Job etwa 100-200 Bewerbungen bearbeitet werden müssen und 10-20 Bewerbungsgespräche durchzuführen sind. Und chinesische Mitarbeiter sind in einigen Dingen der Personalführung sehr anspruchsvoll und verlangen den Managern viel ab. Westliche Manager sind vielfach dafür nicht vorbereitet und ausgebildet.
Die größte "Falle" stellen aber die saisonalen Besonderheiten für die Personalrekrutierung in China dar, die es unbedingt zu berücksichtigen gilt, sonst geht der Business Plan des ersten Jahres definitiv schief.
Wenn Sie Fragen zur Personalrekrutierung in China haben, beraten wir Sie auch diesbezüglich gerne. - Wir nutzen dazu unsere Partner und unsere Erfahrung vor Ort.
Klarstellung
Diese Hinweise sollen keine simple China Kritik sein; ich habe in den letzten Jahrzehnten dieses Land und seine Leute kennen und schätzen gelernt. Nichtsdestoweniger ist Wirtschaft auch ein Kampf und Mitbewerber sind auch "Gegner" und wie wir vom großen chinesischen Strategen Sunzi wissen: "Wenn du den Gegner und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten". Und dieses Wissen um die Verhältnisse kann durchaus auch ein Beitrag zu einer "harmonischen" Wrtschaftsentwicklung sein, zu der wir mit unserer Beratung auch beitragen wollen.
Letzte Änderung am Montag, 18. November 2024.